Prof. Dr. Jürgen Straub (Bochum)Das erzählte Selbst zwischen Beständigkeit und Wandel 18.11.2021 (18-20Uhr)

Jedes Selbst ist zwangsläufig im Wandel, und zwar auf zweierlei Ebenen: Menschen verändern sich äußerlich und innerlich im Laufe der Zeit unweigerlich. Außerdem ändern sie ihre narrative Repräsentation dieses Wandels in unregelmäßigen Abständen, aus verschiedenen Anlässen und Gründen. Das erzählte Selbst ist also sowohl auf der Ebene des tatsächlichen leiblichen und psychosozialen Geschehens als auch der Ebene der narrativen Vergegenwärtigung dieses Geschehens ein transitorisches Selbst. Warum es dennoch berechtigt und sinnvoll ist, des Selbst als eine in Teilen beständige Gestalt zu begreifen, steht mit im Zentrum des Vortrags. Zu diesem Zweck werden die identitätstheoretischen Begriffe „Kontinuität“ und „Konstanz“ unterschieden und erläutert, aber auch kurze Überlegungen zum nur scheinbar antiquierten Begriff des „Charakters“ oder der „Persönlichkeit“ angestellt.


Prof. Dr. Tilmann Habermas (Frankfurt)Wie sich das Welt- und Selbstverständnis im Erzählen verändert: Wiederholen und Widersprochen-Werden25.11.2021 (18-20Uhr)

Anhand einiger wiederholter bzw. interaktiver Ärger-Erzählungen wird gezeigt, wie die Form des autobiographischen Erzählens zu einer Veränderung und idealerweise Erweiterung des Verständnisses von Erlebnissen beiträgt. Die Veränderungen kommen durch den durch ein Wiedererzählen ermöglichten neuen Blick auf die Vergangenheit sowie durch die Reaktionen und miterzählend-korrigierenden Initiativen von Zuhörenden zustande. Zumindest indirekt, wenn nicht explizit, tragen solche Veränderungen auch zu einer neuen Sichtweise auf die Welt und auf einen selbst als Protagonisten einer Geschichte bei. Diese Transformationen können im alltäglichen tausendfachen Erzählen vorkommen, oder auch nicht.


Dr. Tobias Nolte (London)Epistemisches Vertrauen als interpersoneller Resonanzraum zur Vergegenwärtigung und Entwicklung (beruflicher) Selbstnarrative02.12.2021 (18-20Uhr)

Aufbauend auf neuen Ansätzen der Mentalisierungstheorie werde ich in meinem Vortag versuchen zu skizzieren, wie das Mentalisiert-Werden in zwischenmenschlichen Kontexten zur Bildung und Vertiefung eigener Narrative beiträgt. Insbesondere soll gezeigt werden, wie Erfahrungen von ‘epistemic matches’ Enkulturationsprozesse fördern, die dem Selbst ein Lernen durch Andere und mit Anderen innerhalb biographischer (professioneller) Identifikationen ermöglicht.


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