Welche Bedeutung hat die Biographie der Personalentscheidenden?
Junge Menschen mit Migrationshintergrund haben geringere Chancen, einen Ausbildungsplatz im dualen System zu erhalten, als andere Personen. Das zeigen einschlägige Studien. Für diese Schlechterstellung scheinen die Auswahlprozesse in den Betrieben eine wichtige Rolle zu spielen.
Personalentscheidende, auch Gatekeeper genannt, verbinden mit dem Vorhandensein eines Migrationshintergrundes häufig Vorstellungen von ethnischer Fremdheit. Solche Konstrukte werden bei den Einstellungen zu eigenständigen und relevanten Kriterien, beispielsweise um Diskriminierung bei der Ausbildungsplatzvergabe zu rechtfertigen.
In unserer Studie beschäftigen wir uns mit der Bedeutung biographischer Erfahrungen der einstellenden Personen für ihr Entscheidungsverhalten bei der Ausbildungsplatzvergabe. Entscheidungen zugunsten junger Menschen mit Migrationshintergrund werden mit der Biographie der Personalverantwortlichen in Verbindung gebracht.
Erste Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass biographische Erfahrungen, zusätzlich zu betrieblichen Aspekten, von Bedeutung sind. Hierbei lassen sich vorläufig drei Schwerpunkte herausarbeiten:
- Personalentscheidende nutzen Aspekte ihrer eigenen Biographie, um Einstellungsentscheidungen (z.B. gegenüber Dritten) zu legitimieren. Hierbei stellen sie beispielsweise die Einstellung eines geflüchteten Auszubildenden als Erweiterung der eigenen Familie dar.
- Gibt es ähnliche biographische Erfahrungen zwischen Personalentscheidenden und Bewerberin/ Bewerber, kann verstärkt Empathie entstehen. Beispielsweise die Fähigkeit, migrationsbedingte Probleme nachzuvollziehen, kann steigen
- Nichtdiskriminierende ethisch-moralische Grundhaltungen und Prägungen der Gatekeeper, etwa humanistischer oder religiöser Art, können biographisch bedingt sein und im Lauf der Lebensgeschichte entstehen. Solche Grundhaltungen können für die Einstellungsentscheidungen relevant sein.
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